Heinrich Krosch will die Tradition der Schützen für die Nachwelt erhalten. Als er 1966 Geschäftsführer des Bürger-Schützen-Vereins (BSV) Darmagen wurde, gab es nur circa 25 Schwarz-Weiß Fotos, Schützenfestschriften und eine alte Satzung der Schützen. Inzwischen hat er ein etwa 112 Ordner umfassendes Archiv angelegt. Und das ist längst nicht alles.
Unter anderem zehn vollständige Uniformen nennt Sammler Heinrich Krosch sein Eigen.
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DORMAGEN. Wenn man Heinrich Krosch in seinen zahlreichen Ordnern blättern sieht, der scheinbar zu fast allen Bildern oder Dokumenten eine Geschichte zu erzählen weiß, dann wird schnell klar: Der BSV ist nicht Kroschs Hobby – es ist sein Leben. Kein Wunder, schließlich ist er den Schützen bereits als 13-jähriger Edelknabe beigetreten. „Seitdem habe ich 64 Schützenfeste gefeiert“, weiß er stolz zu berichten. Mit ihm zusammen seien 1950 viele Klassenkameraden mit eingetreten, so etwa der 2011 verstorbene Generaloberst Willi Loibl oder der heute noch aktive Heinz Quetting. Kein Wunder,
„so kurz nach dem Krieg gab es nicht viel, was ein Jugendlicher machen konnte. Entweder man spielte Fußball, engagierte sich in katholischen Gruppen oder ging eben zum Schützenverein“, so Krosch. Einen ersten Höhepunkt als Schütze erlebte er 1966, als er mit gerade mal 29 Jahren Geschäftsführer des BSV wurde. 1976 kam der Vorsitz, in der Session 2000/2001 wurde er an der Seite seiner Frau Margret
Schützenkönig. „Der Erste im neuen Jahrtausend“, wie er nicht ohne Stolz betont.
Da nach dem Krieg fast alle Dokumente, Fotos und Uniformen der Dormagener Schützen verloren waren und man 1967 zum 100-jährigen Jubiläum kaum Unterlagen hatte, tat sich Heinrich Krosch mit Franz Siepen, Marianne Wipperführt, Horst Löchelt, Willi Loibl und Heinz Pankalla zusammen und hat angefangen, systematisch Material zusammenzutragen. Inzwischen ist daraus ein umfangreiches Archiv geworden, das neben 112 Ordnern, in denen unter anderem Festhefte, Festplakate oder der Fackelbau ab 1938 für die Nachwelt erhalten werden, auch allerhand Raritäten birgt. Dazu zählt unter anderem eine Arbeit eines Mitglieds des Scheibenschützenzugs „Hal drop“, Bernd Freibeuter, der zum 50-jährigen Jubiläum des Zuges ein Bild mit allen Mitgliedern zeichnete, in dem einzig die Gesichter als Fotos hineingearbeitet wurden. Zwischen vielen Ordnern und etwa zehn vollständigen Uniformen findet sich aber auch das Modell des Schützenbrunnens, den die Bayer AG dem BSV zum 38. Rheinischem Schützentag 1989 gespendet hat und die Dormagener bis heute täglich auf der Kölner Straße passieren.“Inzwischen ist es so“, erzählt Krosch, „dass mir die Hinterbliebenen von verstorbenen Schützen neben Uniformen auch ganze Bilderalben bringen, die die Schützen zu Lebzeiten angelegt haben.“ Die würde er dann auch nicht auseinanderreißen, sondern als Zeitdokument für die Nachwelt erhalten.
Besonders stolz ist Krosch auf sein in mühevoller Arbeit angelegtes Album, das seit der Session 1869/1870 alle Schützenkönige mit Bild und Schützenkönigsurkunde verzeichnet. Der Erste in der Reihe ist S.M. Josef I. Teusch. Dessen Foto musste der Hobbyarchivar mit großer Hilfe von Willy Loibl aus einem Gruppenfoto heraus reproduzieren. Und auch bei dem Schützenkönig aus demJahre 1912/1913 war Einfallsreichtum gefragt. Da von S.M. Josef V. Daniel kein Schützenkönigfoto mehr zu existieren scheint, hat Krosch ein Foto Daniels in Originaluniform angefügt. Daniel war Soldat im Siebten Rheinischen Husaren-Regiment „König Wilhelm I“.
Da Krosch selbst mit seinen 77 Jahren nicht mehr der Jüngste ist, hat er sich bereits nach einem Nachfolger umgesehen, der die Archivarbeit für ihn weiterführen wird, wenn seine Gesundheit es mal nicht mehr zulässt. „Aber das wird nicht so schnell der Fall sein“, versichert der Rentner, der es im BSV inzwischen zum Ehrenmitglied und Ehrenvorsitzenden gebracht hat voller Elan.
Quelle:
Schaufenster, mar (Druckausgabe Nr.1, Jhrg. 20 vom 03.01.2015)