Schützen hoffen weiter auf Kulturerbe

Dormagen. Die Unesco hat das Schützenwesen noch nicht auf die Liste der schützenswerten Traditionen gesetzt, den Antrag der Europäischen Gemeinschaft Historischer Schützen zurückgestellt. Das sagen Schützen aus dem Rhein-Kreis dazu.

Peter-Olaf Hoffmann, Generalsekretär der Europäischen Gemeinschaft Historischer Schützen (EGS), hatte Ende November 2013 den 19 Seiten langen Antrag unterschrieben. Die Zurückstellung will er nun nicht weiter kommentieren. „Jetzt ist es Aufgabe des Präsidiums zu beraten“, sagt er und: „Wir werden uns sicher äußern.“ Wichtig halte er es jedoch für ein faires und anständiges Miteinander, wie er betont, dass erst das zuständige Unesco-Komitee ein Antwortschreiben erhält, bevor „wir damit an die Öffentlichkeit gehen“. Die EGS hatte sich bei der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur darum beworben, das Schützenwesen als immaterielles Kulturerbe anzuerkennen, war aber im Dezember, als die Unesco-Kommission darüber entschied, wohl wegen der Diskussion um den muslimischen Schützenkönig in Werl leer ausgegangen. Der rheinische Karneval hingegen hat es auf die Liste geschafft.

Die Frühparade beim Dormagener Schützenfest über die Kölner Straße ist für das Königspaar immer ein Höhepunkt der Festtage. FOTO: Linda Hammer

Die Frühparade beim Dormagener Schützenfest über die Kölner Straße ist für das Königspaar immer ein Höhepunkt der Festtage. FOTO: Linda Hammer

Schade findet das Johannes Deußen, zweiter Brudermeister der St.-Hubertus-Schützenbruderschaft Hackenbroich. „Wir sind ein katholischer Verein und laut Satzung kann nur Mitglied werden, wer katholischen Glaubens ist“, sagt er. Dennoch, gesteht er, schlügen da zwei Herzen in seiner Brust. Denn Integration sei gerade in Hackenbroich ein wichtiges Thema. „Die Diskussion muss im Verband geführt werden, wie man sich einer breiteren Mitgliedschaft in den Bruderschaften öffnen kann“, so Deußen. Überlegungen in diese Richtung hat auch schon Manfred Klein, Brudermeister der Horremer St.-Hubertus-Schützenbruderschaft, angestellt. „Wir hatten bis jetzt noch keine Anfrage eines Muslims, bei uns Mitglied zu werden. Doch wenn sie kommt, dann müssen wir uns im Vorstand überlegen, wie wir das ermöglichen können“, sagt Klein. Seine Idee: einen Verein gründen, der der Bruderschaft angeschlossen ist. In diesem Jahr übrigens hat die Bruderschaft den Integrationsrat gebeten, die Schirmherrschaft beim Schützenfest zu übernehmen.

Schade findet auch der Präsident des Neusser Bürger-Schützen-Vereins die Zurückstellung. „Es wird nicht gewürdigt, dass die meisten Vereine sehr offen sind für Menschen aus anderen Ländern und anderer Religionen“, sagt Thomas Nickel. Und weiter: „Der Fall in Werl ist für uns nicht nachvollziehbar – wo doch der König sogar in einer katholischen Familie lebt. Ich hoffe, dass die Antragsteller das Angebot der Unesco-Kommission nutzen, um ihre Bewerbung bis April zu überarbeiten.“ Nach Einschätzung von Rolf Stein, Präsident der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft Neuss-Furth, ist das Thema nicht so einfach. „Es gilt, den Kernsatz zu klären, ob die religiöse Öffnung den christlichen Gründungszweck gefährdet“, sagt er. Der Bund der Historischen Bruderschaften habe bereits angefangen, darüber zu diskutieren, die Satzung der Bruderschaften anzupassen. Man sei aber noch zu keiner Entscheidung gekommen.

Quelle: NGZ