Dormagen (NGZ). In Dormagen regierte Ingo I. Bouvelet zusammen mit seinem Lebenspartner und Adjutanten Klaus 2009/2010 als erster bekennend homosexueller Schützenkönig. In Münster sorgt ein ähnlicher Fall aktuell für bundesweite Aufregung.
Ingo Bouvelet wurde bereits auf dem Dormagener Schießstand bejubelt wie lange kein König vor ihm. Als er seinem Lebenspartner Klaus am Krönungsabend dann einen Strauß Blumen überreichte, ihn umarmte und ihm einen Kuss gab, kannte die Euphorie der Schützen auf dem Festplatz keine Grenzen mehr. Ingo I. war der erste bekennend homosexuelle Schützenkönig des Bürger-Schützen-Vereins Dormagen. Zusammen mit Klaus an seiner Seite, der im Regentschaftsjahr Ingos Adjutant war, erlebte er ein tolles und unvergessenes Fest.
In Münster-Kinderdorf erregt ein schwuler Schützenkönig derweil die Gemüter und sorgt beim Bund Historischer Deutscher Schützenbruderschaften für Aufregung. König Dirk Winter hatte dort seinen langjährigen Lebensgefährten Oliver Hermsdorf im Juni zur Königin gemacht. Dem Dachverband der Schützen missfällt das jetzt so sehr, dass er dem Münsteraner Königspaar untersagt, bei seinen Veranstaltungen in der gleichen Reihe zu marschieren. Der Fall macht mittlerweile bundesweit Schlagzeilen. Ein hoher Vereinsfunktionär und Weihbischof soll gefordert haben, dass das Paar nicht zusammen mitmarschiert.
Auch Ingo und Klaus Bouvelet verfolgen den Fall in den Medien. Waren sie beim Fest 2009/2010 das erste homosexuelle Schützenkönigspaar der Region, so bekennen sich mit dem Fall in Münster sowie einem weiteren in Kleve mittlerweile immer mehr Schützen öffentlich zu ihrer Homosexualität. Dass die Wellen um Dirk Winter nun so hoch schlagen, kann Klaus Bouvelet jedoch teilweise nachvollziehen: „Ich bin in Dormagen auch nicht als Königin aufgetreten. Ich bin ein Mann. Wäre ich als Königin aufgetreten, hätten sich doch die Frauen veralbert gefühlt“, sagt er. Ingo Bouvelet, der seit 2001 mit Klaus in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft lebt, findet die Entscheidung des Dachverbandes dennoch bedauerlich: „Natürlich gab es auch uns gegenüber beim Vorstand des BSV zunächst Skepsis. Doch bei der Krönung machte der Vorstand deutlich, dass Klaus an meine Seite gehört“, erinnert sich Ingo Bouvelet. Dieser fuhr dann ganz selbstverständlich auch in der Kutsche mit.
Kritik oder Diskriminierung waren die Bouvelets während des Regentschaftsjahres nicht ausgesetzt. „Wir wurden in Dormagen und in den benachbarten Städten herzlich empfangen und stets zusammen eingeladen“, erzählt der ehemalige König. Ein Bürger-Schützen-Verein sei aufgrund seiner Struktur doch etwas toleranter als eine Bruderschaft mit kirchlichem Hintergrund. „In Dormagen hat das jedoch in keinem Stadtteil für Probleme gesorgt“, sagt Klaus Bouvelet.
Quelle: NGZ-Online