Der reich verzierte Schellenbaum – ursprünglich von der türkischen Militärmusik, den Janitscharen-Kapellen abstammend – wurde vor etwa 250 Jahren in der Militärgeschichte erstmals erwähnt und gehört seit circa 1800 zum Inventar der europäischen Militärkapellen. Als Glocken- und Glöckchenbaum ist er ein altes asiatisches Kultinstrument und gilt heute als repräsentative Standarte des Infanterie-Musikcorps für feierliche Anlässe und Aufmärsche.
Nach Meinung einiger Militärhistoriker war der Schellenbaum in seiner Urform eine Lanze oder Metallstange mit einem Halbmond als Spitze, mit mehreren Glocken als Klangkörper und mit einigen Pferdeschwänzen als Zeichen des Sieges bestückt. Er war somit das allen sichtbare Rangabzeichen der osmanischen Heerführer.
Bei Übernahme dieses Repräsentationszeichens durch die preußische Armee wurde der Schellenbaum in der heutigen Zeit neu gestaltet, d.h. der osmanische Halbmond wurde gegen den preußischen Adler ausgetauscht, die Pferdeschwänze in die preußischen Farben – schwarz/weiß – eingefärbt und der Unterbau mit zahlreichen kleineren Silberglöckchen besetzt.
Auch bei der heutigen Bundeswehr gehört der Schellenbaum wieder zum offiziellen Erscheinungsbild des Wachbatailliones, wenn zu Ehren eines Staatsgastes oder zum großen Zapfenstreich die Ehrenkompanie mit dem Musikzug aufmarschiert. Ebenso ist der Schellenbaum in der heutigen Zeit der Stolz vieler Musikkapellen und vielfach zur Zierde des Schützenregimentes vorhanden. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist anzunehmen, dass mindestens seit 1890 auch im Schützenregiment des BSV-Dormagen ein Schellenbaum als Regimentsspitze mitgeführt wurde.
Auf einem historischen Foto von 1893 wird erstmals ein Schellenbaum präsentiert und als Träger der Kamerad Josef Schwidden genannt (bis Ende der 20-er Jahre im Dienst). Ebenso sind uns Peter Pesch und Karl Willenbrink als weitere Schellenbaumträger i.d. Zeit von 1930 – 1939 bekannt.
In den Wirren des 2. Weltkrieges ist der Schellenbaum leider verloren gegangen. Auf vielfachen Wunsch der Schützen wurde dann am 14. März 1955 unter Leitung des damaligen Schützenchefs Arnold Cremer – nach Entwurf des Dormagener Ingenieurs Dülfer – vom Vorstand bei der Firma A. Fischer in Bremen ein neuer Schellenbaum in Auftrag gegeben, der dann auch pünktlich zum Schützenfest 1955 geliefert wurde.
Auf der Generalversammlung am 09. Juni 1955 wurde der neue Schellenbaum den begeisterten Schützen und Ehrengästen vorgestellt. Die anwesenden Gäste, Bürgermeister Dr. Gerstner und Amtsdirektor Joh. Bock waren ebenso von diesem Symbol der Dormagener Schützenkameradschaft erfreut und schlossen sich spontan der Spendensammlung der Schützen für diese Neuanschaffung mit einem namhaften Betrag aus ihren Verfügungsmitteln an.
Auf der erweiterten Vorstandssitzung am 15. Juni 1955 wurde Heinrich Kurth, Mitglied des Zuges „Vier Winden“ zum 1. Träger des neuen Schellenbaumes ernannt. In den folgenden Jahren wurde mit wenigen Ausnahmen dieser Schellenbaum stets an der Spitze des Regimentes im Festzug mitgeführt.
Als Träger sind bekannt: Heinrich Kurth, Adolf Heppekausen, Klaus Dreher, Hans Wolodko, Dietmar Rietz, Horst Löchelt, Hermann Schülke, Eckhardt Schwermer, Wolfgang Zaminer, Gerald Hübinger, Stefan Mux, Frank Schönen, Wolfgang Ahrend.
Seit 1998 trägt nun der Schützenkamerad Dietmar Schütz in ununterbrochener Folge mit seinem Sohn Peter als Adjutant den Schellenbaum in allen Festumzügen.
Dietmar Schütz mit Sohn Peter 1998 – 2006, von 2007 bis 2014 tragen Peter Schütz mit seinem Adjutanten Gabriel Szczepanski den Schellenbaum.
Auch in diesem Jahr – 50 Jahre nach der Neuanschaffung des Schellenbaumes – werden diese beiden Kameraden die Zierde des Schützenregimentes im Festumzug den Schützen voran tragen.
Ein herzliches Dankeschön allen Schellenbaumträgern für den besonderen Einsatz zur Verschönerung unserer Festumzüge.