Das Dormagener Schützenkönigspaar Rainer und Jutta Warstat wurde gestern Abend gekrönt. Der Schriftführer des BSV ist außerdem amtierender Grenadierkönig. Ein weiterer Feiergrund: Sein Zug „Lahm Söck“ wird 25 Jahre alt.
Die Aufregung ist ihnen nicht anzumerken, wohl aber ihre große Freude: Rainer Warstat und seine Frau Jutta verdrücken ein paar Freudentränen, als es dem Zugführer der Graf-Waldersee-Kompanie „Lahm Söck“ am Montagnachmittag um 17.41 Uhr gelingt, das letzte Stück Holz des Königsvogels von der Stange zu schießen. So wird er im vierten Anlauf zu Schützenkönig Rainer I. – „endlich“, sagen viele Besucher und jubeln dem neuen Königspaar zu, darunter auch die „Jung Söck“ und der Ehrenzug Grüne Husaren „Suff us ’97“.
Der spannende Wettbewerb mit Hans-Theo Richrath zog sich über 39 Schuss, wozu Rainer Warstat sagte: „Ich konnte nicht sehen, wie viel Holz tatsächlich runtergefallen ist“, erklärte er gestern Mittag ganz entspannt. Als Schriftführer des Bürger-Schützen-Vereins hatte er im Vorfeld noch einige Aufgaben zu erledigen. „Sonst wäre ich wahrscheinlich doch aufgeregt gewesen“, sagte der 58-Jährige. Seine Frau Jutta fieberte mit – und hatte sich eigens bei ihrer Mutter in Recklinghausen das Medaillon ihres verstorbenen Vaters Siegfried abgeholt, das sie schon vor neun Jahren bei ihrer Hochzeit mit Rainer Warstat getragen hatte: „Das hat Glück gebracht“, meinte sie gestern. Doch damit nicht genug der Glücksbringer: Ex-Ex-König Udo Bünz lieh ihm seinen Goldring mit Krone, er durfte bei „Hubi 83“ die Zugkette küssen und einen Schnaps mit Toni trinken: „Da konnte nichts mehr schiefgehen“, sagt Rainer I. lachend. Jetzt ist er nicht nur Schützenkönig, sondern auch noch Grenadierkönig: „Das gab’s noch nie gleichzeitig“, sagt der selbständige Unternehmer von „Sport & Werbung Warstat“. Zur königlichen Patchwork-Familie gehören sein Sohn Patrick (31) und ihre Zwillinge Lukas und Simon (20) – sowie Rauhaardackel Henry, der mit dem Paar in Delhoven wohnt.
Geboren wurde Rainer Warstat zwar in Köln-Worringen, kam jedoch schnell mit seiner Familie nach Dormagen. Nach einer Bürokaufmannlehre bei Bayer war er 20 Jahre in der Gastronomie selbständig: Ratskeller, Fuchsbau, Piwipp und Avantgarde. Nach der Arbeit für einen Dormagener Verlag machte er sich 2008 mit dem Vereins-Pokal-Zubehör-Geschäft selbständig. Jutta Warstat (51), die in Recklinghausen geboren ist, zog 1992 nach Dormagen, wo die gelernte Industriekauffrau seit 1996 bei der Stadt arbeitet, zunächst im Archiv bis 2003, seither im Ratsbüro. Beide teilen das Hobby lesen, Jutta Warstat liebt dazu noch Gartenarbeit, während Rainer Warstat mit den „Dornumagus Walking Boys“ in Etappen von Dormagen nach Rom wandert. Inzwischen sind sie in wechselnder Besetzung in Meran angelangt. Die Idee dazu kam ihm im Traum: „Ich hatte tatsächlich Muskelkater am anderen Morgen – und das sahen einige Kumpels als Zeichen an.“
Schütze wollte Rainer Warstat schon immer werden, nachdem ein Nachbarsjunge Edelknabenkönig war. Doch sein Vater Heinz riet ihm ab: „Nein, Jung, das ist nichts für Dich, wir kommen nicht von hier.“ Mit Freunden gründete er später, 1973, die „Wilddiebe“, zwei Jahre später die „Jröne Jonge“ und dann 1989 die „Lahm Söck“, die ihr Silberjubiläum unter dem Motto „Anders als die Anderen“ feiern. Bei der Krönung sagte Rainer I.: „Heute, Papa, wenn Du mich hören kannst, sage ich Dir: Ich bin hier angekommen!“
Quelle: NGZ