„Hatte nach ein paar Schüssen ein gutes Bauchgefühl“

RA: Mit dem 40. Schuss haben Sie sich, Herr König, im vergangenen Jahr am Festmontag gegen Hans-Theo Richrath durchsetzen können. Ein spannender Schießwettbewerb, bei dem sich am Ende beide Königsbewerber nichts geschenkt haben. Wie haben Sie das damals erlebt?

Rainer Schoo: Während des Schießens war ich recht ruhig und entspannt. Ich hatte nach dem vierten, fünften Schuss auf einmal das Bauchgefühl, dass ich mich durchsetzen werde. Ich kann das nicht erklären, aber es war so. Dem Hans-Theo habe ich das erst hinterher gesagt. Ich hatte ja auch überhaupt keinen Druck, während er im Jahr davor leider schon einen erfolglosen Anlauf gegen Rainer Warstatt unternommen hatte. Jetzt will er nicht mehr gegen einen Rainer schießen. Richtig durchgesackt ist das erst gegen 23 Uhr, als mir Geschäftsführer Uwe Heier im Ratskeller vorgetragen hat, was wir als Königspaar alles zu tun und zu beachten haben.

 

RA: Während des Schießens hat die Königin sichtlich angespannt den Wettbewerb verfolgt. Was waren ihre ersten Gedanken, als Ihr Mann um 18.24 Uhr den Königsvogel von der Stange geschossen hat?

Petra Schoo: Ich war ehrlich gesagt total fertig. Mir liefen die Tränen runter. Das hätte ich vorher nie gedacht. Ich bin dann zu meinem Mann gelaufen und das Erste, was er zu mir gesagt hat, war „Das hat doch gar nicht weh getan“. Zu dem Zeitpunkt, als der Vogel gefallen ist, war überhaupt noch nichts vorbereitet. Ich war völlig leger gekleidet. Am nächsten Tag war es dann doch sehr stressig, alles für die Krönung vorzubereiten, aber es war auch sehr schön.

 

RA: Wann ist die Entscheidung gefallen, auf den Königsvogel mitzuschießen? In meiner Erinnerung gab es da doch etwas länger dauernde Abstimmungsgespräche, auch im Königszug Bleib-Treu. Auch in ihrem Beitrag im Festheft kommt rüber, dass das möglicherweise nicht direkt eine Entscheidung war, die alle mittragen wollten.

Petra Schoo: Ich wusste an dem Montag eigentlich erst um 15.45 Uhr Bescheid und war erst einmal gar nicht einverstanden. Da musste dann schon einige Überzeugungsarbeit geleistet werden. Ich saß nichts ahnend mit unseren Zugfrauen am Tisch, als das Thema urplötzlich auf mich zukam.

Rainer Schoo: Vor etwa sieben Jahren haben Jocky Krapp, Rainer Warstatt, Ralf Ludwig und ich uns versprochen, dass jeder einmal Schützenkönig wird. Der Ralf hat es dann 2010 als Erster geschafft. Für mich hatte ich diesen Gedanken komplett verworfen. Im vergangenen Jahr habe ich montags vormittags beim Fründe-Empfang im Zelt noch gesagt, das ist nichts für mich, ich werde nie König, obwohl ich der Einzige war, der sein Versprechen noch nicht eingelöst hatte. Nach dem Mittagessen kam ich ins Zelt zurück, wo darüber gesprochen wurde, dass der Hans-Theo nicht alleine schießen soll. Im Gespräch mit Reiner Löbe und seiner Frau vor der Bühne hab ich dann spontan gesagt, komm dann mach ich das eben. Dann habe ich meinen Zug informiert. Da hielt sich die Begeisterung teilweise in Grenzen. Es waren auch gar nicht mehr alle da. Die sind dann zurückgekommen und am Ende gab es einen einstimmigen Beschluss. Danach haben wir die beiden Ehrenzüge angesprochen.

Petra Schoo: Als es damals die Absprache der vier gab und mein Mann erst mal nicht angetreten ist, da haben wir besprochen, dass er einmal Bauer wird, was er dann auch im Dreigestirn in Zons in der Session 2013/14 gemacht hat. Damit sollte es eigentlich gut sein.

 

RA: Sie kommen beide aus Dormagen. Wie sind Sie zum Schützenwesen gekommen?

Rainer Schoo: Mein Vater Willi war Schießwart. Ich bin dann Edelknabe geworden, danach Jungschütze. Ein paar Jahre war ich auch mal raus aus dem BSV. 1980 haben wir dann die Wenkbüggel gegründet. Seit 1992 bin ich Mitglied im Bleib-Treu.

Da mein Vater damals das Bühnenbild für das Festzelt entworfen und gemalt hat,haben wir ihm zu Ehren dieses in unserem Königsorden und Präsenten verewigt.

Petra Schoo: Wir sind seit unserem 15. Lebensjahr ein Paar. Mein Mann ist am 29. Oktober 1960, ich bin am 29. November 1960 geboren. Durch ihn bin ich mit dem Schützenwesen in Kontakt gekommen.

 

RA: Wann und wo haben Sie beide sich denn kennengelernt?

(Müssen erst mal klären, wer anfängt.)

Petra Schoo: Eigentlich war Rainer mehr an meiner besten Freundin interessiert, hat sich dann aber doch für mich entschieden. Man hat ja früher immer eine Freundin mit zum Date genommen. Daraus hat sich das dann entwickelt.

Rainer Schoo: Das war 1975, als sich die Jugend viel im katholischen Jungendheim beim „Lamm“ getroffen hat.

 

RA: Der Bürger-Schützen-Verein Dormagen ist zwar keine Bruderschaft, er steht aber dennoch auch für bestimmte Werte ein. Welche sind das aus Ihrer Sicht, was macht für Sie den BSV Dormagen aus?

Rainer Schoo: Die Kameradschaft, das Zusammengehörigkeitsgefühl.

Petra Schoo: Wir haben eine tolle Zuggemeinschaft, wir Frauen beim Bleib-Treu verstehen uns sehr gut. Über die tolle Aufnahme in diesem Kreis hat sich auch der Zugwechsel ergeben.

 

RA: Der König arbeitet als selbständiger Maler- und Lackiermeister in einem gut gehenden Betrieb. Das Königsjahr bringt sehr viele zusätzliche Termine mit sich. Wie kriegen Sie das alles unter einen Hut?

Rainer Schoo: Dadurch, dass mein Sohn Severin mit Geschäftsführer ist. Er hat mir komplett den Rücken freigehalten. Er war auch der erste, den ich an dem Montag gefragt habe, ob wir das hinkriegen. Wenn er dagegen gewesen wäre, hätte ich nicht geschossen. Unser zweiter Sohn Dennis hat uns auch ganz hervorragend unterstützt. Als selbständiger Garten- und Landschaftsbauer hat er sich sehr bei der Gestaltung der Außenanlage der Residenz eingebracht. Super unterstützt haben uns auch mein Adjutant Willi Extra und seine Frau Anita. Die haben uns sehr viel abgenommen und uns super durch das Jahr begleitet. Ich bin der vierte König in unserem Zug und Willi hat alle begleitet. Das war und ist hervorragend.

 

RA: Was für Hobbys haben Sie? Gibt es auch gemeinsame Freizeitbeschäftigungen?

Rainer Schoo: Das ist der Karneval. Dann habe ich noch meinen Strammtisch donnerstags abends im Haus Bismarck. Unsere Urlaube verbringen wir gerne mit unserem Hund Sam an der Ostsee.

Petra Schoo: Wir sind beide im Roncallitrüppchen aktiv. Das ist damals aus der katholischen Frauengemeinschaft Maria vom Frieden entstanden. Die hat sich nach 40 Jahren aufgelöst. Rudi Meisen und ich haben dann eine Karnevalstruppe ins Leben gerufen. Es gab ja mal eine Pfarrsitzung von Maria vom Frieden und wir haben das mit dem Roncallitrüppchen auf andere Art und Weise weitergeführt. Zu meinen Hobbys gehört natürlich auch mein Enkel Luis, der anderthalb Jahre alt ist. Das ist der Sohn von Severin.

Rainer: Wir haben im Roncallitrüppchen 1997 mit zehn Mann angefangen, mittlerweile  sind es 40. Der Erlös aus diesen karnevalistischen Sitzung, echter, handgemachter Karnerval, ist immer für einen guten Zweck.

 

RA: Was waren in Ihrer bisherigen Zeit als Königspaar die schönsten Momente?

Rainer Schoo: Das schönste für mich sind die Besuche auf den anderen Schützenfesten und die vielen Begegnungen mit den anderen Königen. Wir haben viele tolle Menschen kennengelernt, die eine oder andere neue Freundschaft ist enstanden.

Petra Schoo: Das mit den vielen, schönen Kleidern ist schon toll. Da fühlt man sich wie bei der Shopping Queen. Toll war auch der Vorbeimarsch beim Oberstheimgeleit vor dem Oberstehrenabend, wo wir das erste Mal als Königspaar auf der Kölner Straße gestanden haben. Da ist mit bewusst geworden, dass die da extra für den Oberst und uns vorbeimarschieren. Das war ein besonderer Moment.

 

RA: Worauf freuen Sie sich mit Blick auf das Festwochenende am meisten?

Rainer Schoo: Erst mal freue ich mich sehr auf den Einzug im Festzelt. Wir machen erst am Montagabend in der Residenz unsere Party für unsere geladenen Gäste. Sonntags ist uns das einfach zu spät, wenn wir erst gegen 2 Uhr aus dem Zelt herauskommen.

Petra Schoo: Und ich freue mich auf die Marschmusik, die mir Schützenfest immer eine Gänsehaut verursacht. Natürlich freuen wir uns sehr auf den Königsball am Sonntagabend mit unserem Hofstatt. Wir wünschen den Schützen, uns und allen Gästen das passende Wetter, damit wir am Wochenende gut durch das Programm kommen.

 

RA: Und worauf freuen Sie sich am meisten, wenn das Schützenfest am kommenden Mittwoch vorbei ist?

Rainer Schoo: Ich bin im wahrsten Sinne des Wortes erleichtert,wenn ich die schwere Königskette (von mir scherzhaft Kettenhemd genannt) nicht mehr tragen muss. Umso mehr freue ich mich auf die Ex-Königskette, die ich am Dienstagabend im Zelt bekomme, denn die ist schön leicht.

Petra Schoo: Ich freue mich auf deutlich mehr freie Zeit, über die wir selbst bestimmen können. Und auf weitere Treffen mit den befreundeten Königspaaren.Wir gehen mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

 

 

RA: Vielen Dank für das Gespräch und viel Spaß beim Schützenfest!                  Oliver Baum

(Quelle: Rheinischer Anzeiger)