Es war einmal …
… Schützenfest 1984, Samstag, die Sonne brennt, ein Haufen junger Männer sitzt gemütlich in Michael Kühne’s Kö-Café und schleckt wie gewohnt an den begehrten Pfirsich-Melba Eisbechern. Einer dieser augenblicklich Adrenalinbefreiten ist der Weltklasseschwimmer Thomas Buchholz, ahnungslos. Aber ein anderer Clan, die Rievender Falken mit Rädelsführer Norbert Mux, der Fuchs führt gewagtes im Schilde. Sie bieten dem lässig abhängenden Thomas folgende Wette an: Schaffen es die Rievender Falken innerhalb der nächsten zwei Stunden eine vollständige Schützenuniform mit Hut, Uniformjacke, Hose, Schuhe usw. passend für Thomas bereitzustellen, dann ist Schluss
mit Faulenzen und Thomas marschiert alle Tage beim Bürgerschützenfest mit. Gelingt es den Rievender Falken jedoch nicht, dann kann sich Thomas im Kö-Café
einen Stammplatz suchen und auf Kosten der Rievender Falken Pfirsich-Melba essen, bis der Sommer sich dem Herbst anvertraut.
Es kommt, wie es kommen muss. Die Uniform liegt innerhalb der vereinbarten Zeit auf dem Kö-Café Tisch. Thomas löst ehrenvoll seinen Teil der Wette ein und wird, welche Überraschung, BSV-infiziert. Es gleicht einer Überdosis, denn von da an nervt er seine Clique bis er sie fast alle bekehrt und mit diesen Jungs einen eigenen Jägerzug gründet. Aber wie schafft man das ohne Startkapital? Einige Mitstreiter sind in der Ausbildung oder studieren, andere wiederum sind bei der Bundeswehr und nur wenige verdienen schon eigenes Geld. Also wird kurzerhand das Schützensponsoring aus der Taufe gehoben und man munkelt, Thomas Vater, Jürgen “Manolito“ Buchholz aus dem Jägerzug
“Immer Do“ ist Taufpate. Er steht mit Rat und Tat zur Seite und so ist es nicht verwunderlich, dass 10 Freunde im Frühjahr 1985 den Jägerzug “Jung Immer Do“ gründen. Die historisch so bedeutsame Zusammenkunft und Gründung findet im ehrwürdigen Deutschen Haus an der Nettergasse statt.
Anstatt eine Narrenkappe anzuschaffen, wurde ein besonderer Orden entworfen.Von da an ziehrt der “Ritter der wilden Sau“-Orden den Schützenhals, der sich nur mit Mühe an die Regeln halten kann. Jürgen “Howie“ Haupt namentlich erfasst ist. Im Sommer 1985 ist es endlich so weit: Alle leihen sich grüne Uniformjacken, Hüte, Degen, gelbe und silbern gewickelte Schnüre, es werden weiße Hemden, schwarze Hosen, Socken und Schuhe angekleidet, der neue Name schmückt die Uniformjacke am Oberarm, vereinzelt werden Orden adrett ans Revers geheftet und ein ungewohnter Gleichschritt wird eher mit Widerwillen als mit Begeisterung trainiert.
So brechen sie auf in das Abenteuer Brauchtumspflege, um liebgewonnene Traditionen für weitere Generationen überliefern zu können. Marathonartige Fußmärsche in glühender Hitze werden bravourös gemeistert und nur in höchster Gefahr unterbrochen, entweder bei drohender Dehydrierung oder übermenschlich peinigender Notdurft. Das Wachlokal wird als Schutzburg eingenommen, aktuell das „Haus Bismarck“ mit dem Burgfräulein Uli Jung, das in schwierigen Zeiten die abgekämpften Recken an Ihre Brust
drückt, um ihnen Kraft zu spenden.
Außerhalb der Schützentage werden Wettspiele mit runden Lederbällen ausgetragen und unter Beifallsstürmen gewonnen. Mit Diamanten besetzte massive Goldpokale sind Zeitzeugen solch wahrer Heldentaten. Den Kreuzrittern gleich wird in die Welt hinaus gezogen, um anderen Völkern das eigene Brauchtum näher zu bringen. Fremde Stämme z. B. in Rüdesheim, Hamburg, Kalkar und Gronau werden besucht, eine weitere Reise im Mai 2010 in das ferne Spanien auf wackeligen Booten wird Geschichte sein, wenn der Leser diese Zeilen liest.
Stolz blicken sie heute zurück auf eine multikulturelle, gemeinsame Vergangenheit, wo muslimische, christliche und atheistische Gefährten aus den Ländern Türkei, Niederlande, Österreich und dem Stammland Deutschland Hüfte an Hüfte knietief in den Schützenfestlatrinen standen und das Schützenlied anstimmten.
Heute, nach 25 Jahren gemeinsamer Abenteuer, gedenken die noch aktiven Mitglieder Christian Wagner (Flügelleutnant), Markus Buchholz (Leutnant und Kassierer), Marcus Stephan (1. Vorsitzender), Uwe Rotsch (2. Vorsitzender), Jürgen Haupt (Spieß) und Christian Zaminer (Zugführer) aller Weggefährten, aller Familien
und Freunde, aller Mentoren und ehemaligen Kameraden.