Dormagen (NGZ). Der Kulturausschuss sorgt mit seiner Entscheidung, die Zuschüsse komplett zu streichen, für Aufregung bei Vereinen. Stark betroffen ist das Festival Alter Musik in Knechtsteden, das auf 24 000 Euro verzichten muss.
Als Martin Kahl am Mittwoch die Zeitung aufschlug, mochte er es erst nicht glauben: Von der kompletten Streichung der Zuschüsse für kulturpflegende Vereine ist das Festival Alter Musik in Knechtsteden besonders stark betroffen. 24 000 Euro wird es ab 2014 nicht mehr geben, das ist mehr als die Hälfte der 47 500 Euro, die die Stadt nicht mehr an Schützen, Karnevalisten, Chöre und Co. auszahlen wird. „Ich bin entsetzt“, sagt der Festival-Geschäftsführer, „so wird uns indirekt das Wasser abgegraben“.
Die Verwaltung hatte ursprünglich eine Halbierung der Zuschüsse auf 23 700 Euro ab 2013 vorgeschlagen. Unerwartet setzte sich der Kulturausschuss darüber hinweg und beschloss mit den Stimmen der Jamaika-Koalition (CDU, FDP, Grüne) und der BfD die komplette Streichung ab 2014. Ferner sollen Karnevalsvereine die Reinigung der Straßen nach Umzügen selbst übernehmen, sollen sich Schützenvereine um Leistungen, die bislang der Baubetriebshof erbrachte, selbst kümmern.
Gegenüber unserer Zeitung erklärte Ausschuss-Vorsitzender Reinhard Hauschild (CDU) das Vorgehen so: „Die meisten Zuschussbeträge liegen zum Teil weit unter 1000 Euro pro Verein. Das hält keinen Verein wirklich am Leben. Aber die Abwicklung der Bezuschussung in der Verwaltung ist dafür ausgesprochen aufwendig.“ Der Kulturpolitiker sagt auch: „Man kann von erwachsenen Menschen erwarten, ihre Freizeitbetätigung selbst zu finanzieren.“
Der harte Sparkurs stößt bei Betroffenen auch auf Verständnis. „Dass gespart werden muss, sehen wir ein“, sagt Rolf Starke, Präsident des Bürger-Schützen-Vereins Dormagen. Er rechnet vor: „Aufbau der Zuschauer- und Gästetribüne sowie Drängelgitter, dazu die Verkehrslenkung – dafür bekommen wir zwischen 4500 und 5000 Euro.“ Die Straßenreinigung nach ihren Umzügen zahlen die Schützen bereits selbst. Das kommt jetzt auf die Karnevalisten zu. „Die Reinigung soll die Stadt weiterhin beauftragen“, sagt Kai Weber, Schatzmeister der großen KG Ahl Dormagener Junge, „die bekommt als Kommune günstigere Konditionen als alle Vereine zusammen“. Die Zuschussstreichung akzeptiert Weber, „die Beträge sind ohnehin sehr gering. Da steht der Verwaltungsaufwand in keinem Verhältnis.“ Aber er erwartet im Gegenzug, dass „unser Sparbeitrag auch zu Personal-Einsparung im Rathaus führt.“ So gelassen ist Martin Kahl nicht: „Bei aller Einsicht in die schwierige Lage der Stadt: Diese Streichung für das Festival ist nicht nachvollziehbar. Es ist eine unausgesprochene Missachtung des Festivals.“
Quelle: NGZ-Online